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Werke, welche nach den Dreharbeiten in einer Benefizauktion bei   Wissenschaften  zu,  speziell  den  Naturwissenschaften  sowie  der
                         Sotheby‘s in Kalifornien versteigert wurden und von denen mehr   Geschichts- und Mythenforschung. Sie spürt historischen Bezügen
                         als die Hälfte tatsächlich in die Aachener ‚Twodo Collection‘ gelang-  nach wie etwa in ihrer Ausstellung der Geschichte des Hamburger
                         ten. Aus dieser Kollektion erwarb Dohmen das Gemälde „Fireflies   Bahnhofs, und das ausgerechnet anhand zahlreicher vernachlässig-
                         – The Bombing of Bagdad“, dessen dramatischer Gehalt seinerzeit  ter Episoden und Details. Mit ihrer Inszenierung legte sie histori-
                         von den Darsteller*innen der Szene überhaupt nicht erkannt wor-  sche Zusammenhänge und Entwicklungen offen. In einem anderen
                         den war. Chin spürt für seine Arbeit stets soziale, ökologische oder  Fall bedient sie sich des Wissens alter indigener Völker, um Fund-
                         politische Problemzonen auf, vornehmlich solche in den USA, und  stücke oder Zeugnisse zu dekonstruieren und zu ureigenen Objek-
                         er greift mit künstlerischen Vorschlägen ideenreich und konstruktiv  ten  oder  Papierarbeiten  umzuwandeln. Auffallend  ist, wie  ideen-
                         handelnd selbst ein. So trug er mit einer verblüffenden künstleri-  reich sie, dem Thema jeweils angemessen, mit Materialien umgeht,
                         schen Maßnahme dazu bei, den 2005 durch die Hurrikan-Katastro-  seien sie historisch oder selbstproduziert. So fabriziert sie an Mo-
                         phe “Katrina“ mit Blei verseuchten Boden in New Orleans zu rena-  holy-Nagy  erinnernde,  hängende,  offene  Objekte  aus  farbigem
                         turieren. Des Weiteren hat er sich in der gebeutelten Industriestadt  Pappmaché, die zwischen Fetisch, Lampenschirm und organoidem
                         Detroit  an einer großangelegten  Unternehmung  mit  dem Projekt  Wesen changieren. Sie fragt nach den Quellen und Bedingungen
                         S.P.O.R. E. beteiligt, heruntergekommene Bauten zu sanieren und  von kulturellem Gut wie auch von technischen und wissenschaft-
                         neuen Nutzungen zuzuführen. Aus einem der Häuser entnahm er    lichen Erzeugnissen. Ein schwarzes, unergründliches Bodenobjekt
                         Baupapier, das normalerweise als Dämmmaterial dient, und zeich-  täuscht  ein  bedrohlich  wirkendes  Ungetüm  vor,  vielleicht  auch
                         nete mit einer Heißnadel einen Entwurf für die Umwandlung des  verbrannte Erde,  während kleine  Wandobjekte, nicht  von unge-
                         Hauses in eine Farm zur Züchtung von Gourmet-Pilzen. Die Phasen  fähr „Memoire Interlope“ benannt, wie aufgeschnittene kristalline
                         vom ursprünglichen Zustand des Hauses bis hin zu der Speise-Ta-  Steine anmuten und Deballs naturkundliches wie kulturhistorisches
                         fel kann man anhand von fünf Blättern problemlos nachvollziehen.  Interesse  bekunden.  Stets überraschen  die  Arbeiten  von Deball
                                                                                        durch ihr rätselhaftes Eigenleben, das nach ihrem Ursprung fragt.
                         In  ganz  anderer  Weise  wendet  sich  Mariana  Castillo  Deball  den   Neben Deball ragen in der Ausstellung drei weitere weibliche Prot-








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