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vaten Kunstsammlungen rekontextualisiert und ihren Glaubensge-
meinschaften wieder zur Verfügung gestellt. Dohmens Sammlung
wächst entlang solch postkolonialer Projekte und Positionen.
Ein Schlüsselmoment seines Werdegangs als Sammler war ein Be-
such im ehemaligen Ethnologischen Museum Dahlem in Berlin, wo
er einem Werk des Cowichan- und Syilx-Künstlers Lawrence Paul
Yuxweluptun begegnete: Downtown Vancouver, ein Gemälde über
das Prekariat indigener Frauen* und sex worker aus Kanada, das
– und das sei hier betont – ganz explizit für den Kunstmarkt her-
gestellt wurde. Das Gemälde war ein Ankauf aus einer früheren
Sonderausstellung „Die Indianische Moderne“. Die dauerhafte Plat-
zierung dieses Bildes in einem ethnologischen Museum bezeichnet
Dohmen als prägend für sein wachsendes Interesse daran, wie den
Künstler*innen „anderer“ Gesellschaften die Zeitgenossenschaft im
europäischen Kunstkontext verweigert wird. Denn wenn moder-
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ne Kunst von sogenannten „Indianern“ nur in der Zweitrangigkeit
ethnologischer Museen gezeigt wird, verlängert und erneuert das
den Gestus eines eurozentrischen Zweiklassensystems künstleri-
schen Schaffens. Nicht nur die ethnologischen Museen, sind rassis-
tisch strukturiert, auch die Kunstwelt.
Rechts: Lawrence B. Paul (Yuxweluptun), Downtown Vancouver, 1988,
Acryl auf Leinwand, Ethnologisches Museum Dahlem, Foto: Christoph Balzar
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